Rettungskisten statt Mülltonne: Sindy Bollmann setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein

Wer sich mit verschwendeten Lebensmitteln und nachhaltigen Alternativen zu den herkömmlichen Supermärkten auseinandergesetzt hat, kennt sie bereits: Sindy Bollmann. Sie ist die Frau, die ehrenamtlich dafür sorgt, dass frische Lebensmittel nicht in der Mülltonne landen, sondern bei dem Verbraucher zuhause. In der Bülte steht Bollmann jeden Mittwoch und verteilt die vorbestellten Rettungskisten. Kunden haben die Möglichkeit, über die Facebook Gruppe oder über den WhatsApp Kontakt von Bollmann verschiedene Arten von Kisten zu bestellen – zum Beispiel eine Gemüse- oder Obstkiste, wahlweise auch gemischt. Des Weiteren werden Trockenartikel sowie Süßigkeiten und Tiernahrung angeboten. Bestimmte Besonderheiten können dazu gebucht werden.

„Die geretteten Lebensmittel gelangen nicht einmal mehr in den Einzelhandel – dabei fehlt es ihnen an Nichts“, so Bollmann. Grund dafür, warum sie nicht verkauft werden, sei oft, dass das ein oder andere Obst zu groß oder zu klein geraten ist. Dabei dürfe man nicht vergessen: Es handelt sich um Naturprodukte. Auch fehlerhafte Etikette oder Barcodes würden zu einer Nicht Lieferung in den Handelsmarkt führen. Doch was würde ohne Fremdeinwirkung mit den Lebensmitteln passieren? Richtig, sie würden im Müll landen. Genau dieser Lebensmittelverschwendung möchte Bollmann entgegenwirken und kümmert sich um die Verpackung und Ausgabe der Rettungskisten.

Hinter der Initiative steckt das Anfang 2024 von William Welk und Mahsum Kara gegründete Start-up-Unternehmen Twenty Fresh 7, mit Sitz in Bielefeld. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, täglich Lebensmittel zu retten und ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung zu setzen. Das Unternehmen rettet die Lebensmittel, die nicht den optischen oder funktionalen Standards entsprechen und deswegen eigentlich im Müll landen würden, und bietet diese dem Endverbraucher zum Verkauf an. Auch Produkte, die aufgrund landwirtschaftlicher Überproduktion erzeugt wurden, können beim Unternehmen erworben werden. Artikel, die nicht von den Bestellungen abgedeckt sind und übrigbleiben, würden laut Bollmann an die Tafel oder an Flüchtlingsorganisationen gespendet werden. Mittlerweile bestehe das Team von Twenty Fresh 7 aus sechs engagierten Mitarbeitenden, die sich um die Bereitstellung von Obst und Gemüse kümmern. Die Lebensmittel werden von der Sammelstelle aus an sogenannte Verteilerstationen, wie die von Bollmann, geliefert. Bollmann arbeitet seit Neuestem für mit dem jungen Unternehmen.

Die Motivation von Bollmann lasse sich darauf zurückführen, dass sie das Ausmaß der weggeworfenen Lebensmittel enorm stört. Um das Problem zu veranschaulichen, macht sie dies an einem Beispiel deutlich: „Wenn wir Lkw mit den verschwendeten Produkten befüllen würden, dann würde die Zahl der Lkw aneinandergereiht von Bielefeld bis nach New York und fast wieder zurückreichen. Über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen“.
Neben den nachhaltigen Gedanken sei auch das Umfeld entscheidend. Im Laufe der Zeit mit steigender Kundschaft habe sich eine kleine Familie entwickelt. Der soziale Aspekt und die Gespräche mit den Leuten seien das i-Tüpfelchen.

Für ein Überraschungseffekt sei ebenfalls gesorgt: Denn jeder, der sich eine Rettungskiste bestellt, weiß im Vorfeld nicht, welche Lebensmittel er oder sie vorfinden wird. Dies steigere die eigene Kreativität beim Kochen und sorge für das gewisse Etwas. Sollte jemand jedoch gegen ein Lebensmittel allergisch sein oder es nicht mögen, kann es in die speziell dafür eingerichtete Tauschkiste gelegt und gegen einen für ihn passenden Artikel getauscht werden.
Zusätzlich unterscheide sich der Preis der geretteten Produkte von dem der Supermarktware. Kunden können hier deutlich günstigeres Obst, Gemüse, und andere Lebensmittel kaufen, was den Vorteil habe, dass an der Obst-und Gemüseabteilung im Supermarkt einfach vorbeigegangen werden könne. Für knapp 10 Euro kann eine Rettungskiste erworben werden.

Interessierte können sich der Facebook Gruppe „Gemeinsam Obst und Gemüse retten – Holzminden“ anschließen oder sich unter der Nummer 0151 26504100 mit Bollmann auf WhatsApp vernetzen. Wer sich für eine Rettungskiste entscheidet, kann sich diese von 15 Uhr bis 17 Uhr in der Zeppelinstraße 8 abholen.

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